Zum Inhalt springen

Archiv für

Krass, der Grass

Ich konnte Günter Grass noch nie leiden. Nicht, weil seine Werke nur mittelmäßig sind; viele Schriftsteller sind mittelmäßig und man kann sie dennoch mit Gewinn lesen. Sondern wegen dieses penetranten Gutmenschentums, dieser Kombination aus viel Meinung bei wenig Ahnung und völliger Humorlosigkeit. Diese fatale Mischung führt regelmäßig zu haarsträubenden bis abstoßenden Äußerungen, etwa als er im Februar 1990 allen Ernstes behauptete, „wegen Auschwitz“ dürfe es keine Wiedervereinigung geben. Rudolf Augstein entgegnete damals, was Grass betreibe sei keine Politik, sondern Religion. Wahrscheinlich ist es schlichter: Er verarbeitet seine SS-Vergangenheit.

Dass Grass moralisch nichts zu bieten hat, liegt weder daran, dass er als 17jähriger ein Nazi war, noch, dass er es verschwieg – das Problem ist, dass er andere wegen teils harmloserer Verfehlungen an den Pranger stellte. So pöbelte er 1984 den Bundeskanzler Kohl an, weil dieser mit dem US-Präsidenten Reagan einen Soldatenfriedhof besuchte, auf dem auch 40 SS-Gefallene lagen, junge Männer wie Grass einer gewesen war. Soviel Widerlichkeit ist selten.

Nun hat Grass ein Gedicht über Israel geschrieben, das sich nicht reimt, und wird von Feuilleton und Politikteil verrissen. Ich habe kein Mitleid.

Weiterlesen

%d Bloggern gefällt das: