Der nationalistische Irrweg
Ich bin ein Patriot. Ich finde, dass wir Deutschen allen Grund haben, auf unser Land stolz zu sein. Es ist ein freundliches, ziviles, sicheres und angenehmes Land. Nirgendwo in der Welt habe ich bislang Ablehnung deshalb erfahren, weil ich aus Deutschland stamme; im Gegenteil, oft genug verschafft es mir einen Sympathiebonus. Ich verstehe meine deutsche Prägung dabei immer als etwas Bereicherndes. Wir Deutschen haben etwas, das wir ohne falsche Scheu einbringen können, wenn in Europa und der Welt etwas bewegt werden soll.
Nun ist ein solches Bekenntnis in Deutschland nicht ganz selbstverständlich. Meine Erfahrung ist, dass mir zwar nahezu alle Menschen, die es hören, zustimmen – auch jene, die sonst so gar nicht meiner Meinung sind – aber es sich die wenigsten getrauen, das offen auszusprechen. Jaja, die „Vergangenheit“. Richtig ist, dass ein völlig aus dem Ruder gelaufener Nationalismus viel Unheil im 20. Jahrhundert angerichtet hat. Der Erste Weltkrieg ist wohl ohne nationale Idee nicht zu erklären. Der Zweite Weltkrieg war zwar mehr ein Krieg von Ideologien denn von Nationen – anders kann man sich die großen Exilantengemeinschaften nicht erklären – aber auch diese basierten letztlich auf der nationalen Idee. Folgerichtig sahen es die westeuropäischen Politiker der Nachkriegszeit als ihre Mission an, diese Idee zu überwinden und stattdessen ein einiges Europa zu begründen. Bis heute wird deshalb Patriotismus in Deutschland argwöhnisch beäugt, weil man sich vor der einer Rückkehr des alten Nationalismus fürchtet.